
Der neue Start mit deinem Tierschutzhund
Die erste Woche mit einem Tierschutzhund ist entscheidend – sie legt den Grundstein für Vertrauen, Sicherheit und ein harmonisches Zusammenleben. Gemeinsam mit Hundetrainerin Sanja Walter von @teamedup.hundetraining haben wir über typische Herausforderungen gesprochen – und wie man sie vermeidet.
Erste Schritte – was vor dem Einzug zählt
Die Vorbereitung beginnt idealerweise bereits vor dem Einzug des Hundes. Wichtig ist es, sich frühzeitig Gedanken über Regeln im Zusammenleben zu machen und diese ab dem ersten Tag konsequent umzusetzen. Unterstützung durch eine erfahrene Hundetrainer*innen kann hierbei sehr hilfreich sein, um realistische Erwartungen zu formulieren und passende Strukturen zu schaffen. Wenn Kinder im Haushalt leben, ist es sehr wichtig, sie vorab auf die Ankunft des Hundes vorzubereiten. Es sollten klare Regeln aufgestellt und die Körpersprache des Hundes gemeinsam besprochen werden – was darf man, was nicht, wie erkennt man, dass der Hund Ruhe braucht? Hier kann ein Hundeführerschein für Kinder eine tolle Unterstützung sein.
Abholung und Ankunft – sicher und stressfrei gestalten
Die lange Reise ist für Tierschutzhunde körperlich wie emotional sehr anstrengend. Viele kommen mit massivem Schlafdefizit und sind reizüberflutet. Deshalb ist es wichtig, dass der Moment der Ankunft möglichst ruhig und sicher gestaltet wird. Eine bewährte Methode ist der Transport im Auto in einer geschlossenen Box. Diese kann (vor allem bei kleineren Hunden) direkt in das neue Zuhause getragen und dort geöffnet werden – der Hund entscheidet selbst, wann er die Box verlässt. So vermeidet man Überforderung und gibt ihm die Kontrolle über die Situation zurück.
Stressfreie erste Tage – mit Struktur, Rückzug und Gelassenheit
Ein ruhiger Start ist entscheidend. Dazu gehört:
- Keine Besucher.
- Feste Rituale (z. B. Futter, Gassi, Ruhezeiten).
- Reizarme Umgebung – sowohl draußen als auch drinnen.
- Spaziergänge an bekannten Orten, mit klarer Wiederholung und doppelter Sicherung.
Auch die eigene Haltung ist wichtig: Hunde spüren unsere Stimmung. Wer ruhig, souverän und gelassen auftritt, vermittelt dem Hund Sicherheit. Reizüberflutung – etwa durch laute Geräusche oder zu viel Nähe – sollte vermieden werden. Ein geschützter Rückzugsort, an dem der Hund nicht gestört wird, ist unverzichtbar. Ob das eine Box oder ein ruhiges Eckchen mit Körbchen ist – entscheidend ist, dass der Hund sich dort jederzeit sicher zurückziehen kann.
Erkunden lassen – ja, aber in eigenem Tempo
Ob der Hund direkt sein neues Zuhause erkunden darf oder zunächst einen geschützten Bereich bekommt, hängt von den individuellen Umständen ab:
- In einem ruhigen Haushalt kann der Hund sich oft frei bewegen – sofern er möchte.
- In einem trubeligen Haushalt (z. B. mit Kindern oder weiteren Tieren) ist es meist besser, ihm zunächst einen sicheren Bereich einzurichten, in dem er in Ruhe ankommen kann.
Wichtig ist immer: Kein Zwang, kein Drängen – der Hund bestimmt das Tempo.

Erkunden lassen – ja, aber in eigenem Tempo
Ob der Hund direkt sein neues Zuhause erkunden darf oder zunächst einen geschützten Bereich bekommt, hängt von den individuellen Umständen ab:
- In einem ruhigen Haushalt kann der Hund sich oft frei bewegen – sofern er möchte.
- In einem trubeligen Haushalt (z. B. mit Kindern oder weiteren Tieren) ist es meist besser, ihm zunächst einen sicheren Bereich einzurichten, in dem er in Ruhe ankommen kann.
Wichtig ist immer: Kein Zwang, kein Drängen – der Hund bestimmt das Tempo.
Umgang mit ängstlichen oder unsicheren Hunden
Für unsichere oder ängstliche Hunde gilt: Respekt, Geduld und Zurückhaltung sind das A und O. Der Hund gibt vor, wann und wie er Kontakt aufnehmen möchte. Nähe darf niemals erzwungen werden.
Der Rückzugsort ist eine absolute Schutzzone – keine Hände, keine unnötige Ansprache, kein Druck. Er dient dem Hund als sicherer Hafen, in dem er sich ungestört zurückziehen kann.
Eine Hausleine am Geschirr ermöglicht es, den Hund im Alltag sanft zu lenken, ohne ihn körperlich bedrängen zu müssen. Das schafft Sicherheit – für den Hund und für den Menschen.
Auch wenn es sich anfangs ungewohnt anfühlt: Wenn du selbst Beschwichtigungssignale wie Gähnen, Abwenden oder dich seitlich drehen einsetzt, kannst du deinem Hund helfen, zur Ruhe zu kommen und Vertrauen aufzubauen. Diese Signale ersetzen keine aktive Handlung, sind aber eine einfache und wirkungsvolle Ergänzung in der Kommunikation
Vertrauen aufbauen – mit Klarheit und Verlässlichkeit
Vertrauen entsteht durch verlässliches, nachvollziehbares Verhalten. Hunde reagieren besonders gut auf klare, konsistente Abläufe: gewünschtes Verhalten wird jedes Mal positiv bestätigt, unerwünschtes Verhalten fair und konsequent begrenzt – zum Beispiel durch den Entzug von Privilegien wie Freilauf oder Nähe. Wichtig ist dabei nicht Härte, sondern Klarheit und Konsequenz.

Erster Spaziergang: Das musst du beachten
Der erste Spaziergang mit einem neuen Hund ist ein besonders wichtiger Moment – sowohl für den Hund als auch für den Menschen. Dabei steht Sicherheit ganz oben auf der Liste. Besonders bewährt hat sich die doppelte Sicherung: Das bedeutet, dass der Hund sowohl am Halsband als auch am Geschirr gesichert ist – entweder mit zwei verschiedenen Leinen oder mit einer speziellen Leine, die zwei Karabinerhaken besitzt.
Gerade bei den ersten Spaziergängen gilt: kleine, strukturierte Runden wählen. Immer wieder die gleichen Wege gehen, um dem Hund Sicherheit durch Wiedererkennung zu geben. Dabei sollte der Hund an der kurzen Leine geführt werden, ohne Kontakt zu fremden Hunden. Warum? Weil sich Hunde schnell daran gewöhnen, dass jeder andere Hund ein potenzieller Spielpartner ist – und das kann später zu Problemen führen, z. B. in Form von Leinenpöbelei, wenn sie diesen Kontakt nicht bekommen. Ruhepausen während des Spaziergangs sind genauso wichtig – so lernt der Hund, auch draußen zur Ruhe zu kommen. Und ganz entscheidend ist: die ersten Spaziergänge sollten in reizarmen Umgebungen stattfinden. Lieber einen ruhigen Park oder einen Waldweg wählen als die laute, hektische Innenstadt. So bleibt der erste Ausflug ein positives Erlebnis und stärkt die Bindung zwischen Mensch und Hund.
Ein weiterer, oft unterschätzter Punkt: Sorgfalt im Alltag, vor allem beim Verlassen des Hauses. Die Haustür sollte niemals unbedacht geöffnet werden, wenn der Hund nicht gesichert ist. Immer nochmal kontrollieren, ob die Tür wirklich geschlossen ist – auch kleine Nachlässigkeiten können dazu führen, dass ein Hund plötzlich draußen steht und in Panik davonläuft. Vorsicht ist hier definitiv besser als Nachsicht.
Ängste beim Spaziergang: So gehst du richtig damit um
Unsicherheiten draußen sind bei vielen (vor allem neuen oder unsicheren) Hunden ganz normal – wichtig ist, wie man als Mensch damit umgeht. Zunächst einmal: Geduld zeigen, aber nicht in Mitleid verfallen. Mitleid überträgt sich auf den Hund und bestärkt seine Unsicherheit. Es ist besser, ruhig und gelassen zu bleiben, statt ständig mit einem „Oh nein, du armer Schatz“ zu reagieren. Wenn der Hund draußen stehen bleibt oder nicht weitergehen möchte, kann man sich ruhig zu ihm hinsetzen, mit ihm gemeinsam die Umgebung betrachten und ihm das Gefühl geben, dass alles okay ist. Mit einem Leckerli sanft weiterlocken kann ebenfalls helfen, ohne zu drängen.
Ein ganz entscheidender Faktor ist dabei die eigene Ausstrahlung: Eine aufrechte Haltung, entspannte Schultern, der Blick klar nach vorn – all das vermittelt dem Hund: Ich habe alles im Griff. Diese innere Ruhe und Sicherheit wirkt sich direkt auf den Hund aus. Hunde orientieren sich stark an der Körpersprache ihres Menschen – wer souverän wirkt, gibt dem Hund Sicherheit. Und wenn man selbst unsicher ist? Dann kann es eine große Hilfe sein, sich an eine Hundetrainerin oder einen Hundetrainer zu wenden, die einen in solchen Situationen unterstützen und individuell begleiten können.
Stubenreinheit beim Tierschutzhund – So klappt’s
Die meisten Hunde sind zu Beginn nicht stubenrein, besonders wenn sie neu im Zuhause sind. Das ist völlig normal – wichtig ist, ruhig zu bleiben und strukturiert vorzugehen. Man kann in der Regel gut erkennen, wann der Hund mal muss: Er wird unruhig, schnüffelt verstärkt am Boden, dreht sich eventuell im Kreis und wirkt suchend. Spätestens dann heißt es: nichts wie raus! – entweder in den Garten, Innenhof oder an eine andere passende, ruhige Stelle.
Gerade in den ersten Tagen empfiehlt es sich, alle zwei Stunden rauszugehen. Dabei geht es nicht um richtige Spaziergänge, sondern einfach nur darum, dem Hund die Gelegenheit zu geben, sich an einem ruhigen Ort zu erleichtern. Wichtig: Viele Hunde sind draußen so abgelenkt, dass sie anfangs gar nicht dazu kommen – das ist völlig normal. Wenn es dann aber doch klappt, kann man das Verhalten von Anfang an mit einem Wort verknüpfen – zum Beispiel „Pipi“. In dem Moment, wo der Hund gerade ansetzt, einfach ruhig sagen: „Pipi“. Mit der Zeit wird er dieses Wort mit dem Vorgang verbinden, was später hilfreich sein kann.
Und dann: Loben, feiern, Party machen! Der Hund soll lernen, dass es sich lohnt, draußen sein Geschäft zu verrichten. Drinnen passiert trotzdem mal ein Malheur? Kein Problem – das gehört dazu. Enzymreiniger helfen dabei, die Stelle gründlich zu säubern, sodass keine Rückstände zurückbleiben, die den Hund dazu verleiten könnten, nochmal an dieselbe Stelle zu gehen. Der wichtigste Tipp überhaupt: Geduld und Aufmerksamkeit. Beobachte deinen Hund gut, lerne seine Zeichen zu lesen – und bleib entspannt. Mit Zeit, Klarheit und positiver Verstärkung wird jeder Hund stubenrein.

Ernährung und Gesundheit – Futterumstellung in den ersten Tagen
In den ersten Tagen nach der Adoption stellt sich für viele die Frage: Sollte ich den Hund erst an das bisherige Futter gewöhnen oder kann ich gleich umstellen?
In den meisten Fällen kann man tatsächlich direkt umstellen. Warum? Weil die Hunde vor Ort – vor allem im Auslandstierschutz – meist Spendenfutter bekommen. Das bedeutet, sie sind ohnehin keine gleichbleibende Fütterung gewöhnt und haben oft wechselnde Marken oder Sorten im Napf. Eine feste Futterroutine gibt es also meist gar nicht.
Für den Start im neuen Zuhause hat sich Schonkost bewährt. Das schont den Magen-Darm-Trakt und hilft dem Hund, sich nach dem Stress der Reise und der Umstellung gut einzuleben. Besonders geeignet sind:
– Morosche Möhrensuppe
– Hühnchen mit Reis
Zusätzlich können Flohsamenschalen oder Leinsamen unterstützend für die Verdauung sein. Aber Vorsicht: Das darf nicht einfach „Pi mal Daumen“ beigemischt werden! Eine falsche Dosierung kann nämlich zu Verstopfung führen. Wer unsicher ist, fragt besser eine erfahrene Person.
Wichtig ist: nicht einfach drauflosfüttern, sondern langsam beobachten, was der Hund verträgt – und bei Bedarf lieber schlicht halten. Schonkost ist gerade in der Eingewöhnungszeit oft der beste Start.
Training und Regeln
Ein häufiger Irrglaube ist, dass man den Hund erstmal „nur ankommen lassen“ sollte und mit Regeln besser später startet. Tatsächlich ist es aber hilfreich und wichtig, dem Hund von Anfang an einen Rahmen zu geben. Dabei geht es nicht darum, mit 100 Regeln auf einmal zu starten – aber klare, einfache Regeln, die im Alltag gelten sollen, sollten von Beginn an konsequent kommuniziert werden.
Diese Struktur gibt dem Hund Sicherheit. Denn: Wenn wir als Menschen vorhersehbar und konsequent handeln, kann der Hund sich an uns orientieren und Vertrauen aufbauen.
Typische Fehler in den ersten Wochen – und wie man sie vermeidet
Viele Adoptant*innen neigen dazu, den Hund zu schnell zu überfordern, weil sie denken: „Der fühlt sich ja schon richtig wohl!“ Dabei zeigt ein Hund oft erst nach Wochen oder Monaten, wie er wirklich „tickt“. Deshalb ist es wichtig, nichts zu überstürzen:
- Kein zu frühes Alleinlassen ohne Training
- Keine Besuche im Restaurant, beim Hundefriseur oder auf trubeligen Veranstaltungen
- Kleinschrittig üben, statt direkt „volle Fahrt voraus“
Gleichzeitig gibt es auch das Gegenteil: Manche trauen ihrem Hund zu wenig zu und „pampern“ ihn zu sehr. Auch das kann dazu führen, dass der Hund nicht zur Ruhe kommt, keine klaren Grenzen erfährt – und im schlimmsten Fall sogar das Gefühl bekommt, selbst Verantwortung übernehmen zu müssen.
Wenn wir als Halter*innen unsicher sind, spürt das der Hund sofort. Umso wichtiger ist es, sich Unterstützung zu holen – etwa durch eine Trainerin oder einen erfahrenen Hundemenschen – damit wir lernen, sicher und souverän zu führen.
Denn was wir ganz sicher nicht möchten: einen Hund, der zum „Pöbler“ wird oder glaubt, er müsste für uns Entscheidungen treffen. Viele Hunde landen genau deshalb in problematischem Verhalten – nicht, weil sie „schwierig“ sind, sondern weil ihnen niemand die nötige Orientierung gegeben hat.
Wir sind für dich da!
Du bist nicht allein auf dieser Reise! Das Hunde-Team von Nordic Strays steht dir jederzeit zur Seite. Es gibt keine dummen Fragen – wir sind für dich und deinen Neuzugang da. Halte Kontakt zu uns, erzähle uns, wie es läuft, und lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Eingewöhnung so reibungslos wie möglich abläuft.